So funktioniert Haltungsform
Für die Haltung von Tieren gibt es gesetzliche Standards und verschiedene Siegel und Label die für mehr Tierwohl in der Schweinemast stehen. Allerdings fällt Verbrauchen der Überblick oft schwer. Die Haltungsform ordnet diese in 4 Stufen ein. Sie schafft damit Transparenz und fördert den bewussten Konsum von Fleisch im Einzelhandel. Hier erfährst du, welche Bedeutung die einzelnen Haltungsformen auf das Tierwohl von Schweinen in der Masthaltung haben.
Die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH prüft die bereits am Markt vorhanden Siegel und Label und ordnet diese den verschiedenen Stufen der Haltungsform zu. Für die Einordnung sind die Standards der einzelnen Siegel und Label maßgeblich. Die Einhaltung der Vorgaben für den Erzeuger werden vom jeweiligen Herausgeber kontrolliert.
Die Haltungsform ist also kein neues Siegel, sie fasst lediglich die bestehenden zusammen und erleichtert so die Orientierung beim täglichen Einkauf. Denn selbst für einen sehr gewissenhaften Konsumenten ist der Aufwand der Recherche bei der Vielzahl an Siegeln in der Praxis kaum zu bewältigen.
Das Ziel ist es, durch diese neue Kennzeichnung jeden Verbraucher transparent über die Haltungsform der Tiere zu informieren und den umsichtigen Konsum zu fördern. Denn der bewusste Konsum sorgt für deutlich mehr Tierwohl in der Schweinemast als der reine Verzicht. So liegt heut, selbst nach vielen Jahren biologischer Landwirtschaft, der Anteil von Biofleisch im Einzelhandel noch bei nur rund 2% (Dr. Klein, 2020).
Welchen Einfluss deine Entscheidung beim Kauf von Schweinefleisch auf deren Lebensbedigungen hat erfährst du jetzt.
Kriterien für die Haltungsform in der Schweinemast
Haltungsform 4: Auslauf-/Freilandhaltung
Platz:
Mindestfläche 1,5 m²/Tier (mind. 100% mehr Platz)
Haltung:
Stallhaltung mit ständigem Zugang zu Auslauf oder Freilandhaltung
Beschäftigung:
organisches Beschäftigungsmaterial: Stroh oder vergleichbare Substrate
Fütterung:
Futtermittel ohne Gentechnik mind. 20% Futtermittel aus dem eigenen Betrieb bzw. aus der Region
Tiergesundheitsmonitoring:
Befunddatenerfassung am Schlachthof und qualifiziertes Antibiotikamonitoring ab 2022 verpflichtend, bis dahin ein dokumentiertes Tiergesundheitsmonitoring auf dem Betrieb inkl. Antibiotikamonitoring.
Verpflichtende Programmteilnahme:
Teilnahme an einem in der Haltungsform registriertem Programm.
Hinweis:
Natürlich kann man darüber diskutieren, ob selbst Haltungsform 4 tatsächlich artgerecht ist oder ob die Haltung von Tieren generell nicht artgerecht sein kann. Wir wollen an dieser Stelle realistisch bleiben und versuchen nicht nach den Sternen zu greifen. Aktuell wird sich die große Mehrheit der Menschen nicht von einem generellen Verzicht auf Fleisch überzeugen lassen. Aber wenn jeder Konsument von Schweinefleisch sich für eine bessere Haltungsform entscheidet, dann haben 98% der Mastschweine mehr Lebensqualität. Für welche Haltungsform du dich bei deinem Einkaufen entscheidest oder ob du ganz auf den Konsum von Fleisch verzichtest, hängt allein von dir und deinen Möglichkeiten ab.
Haltungsform 3: Außenklima
Platz:
Mindestfläche 1,05 m² /Tier (mind. 40 % mehr Platz)
Haltung:
Stallhaltung mit Außenklimareizen; mind. Offenfrontstall
Beschäftigung:
Organisches Beschäftigungsmaterial aus natürlichen Materialien wie Holz, Sisal oder Naturkautschuk. Zusätzlich Stroh oder vergleichbares Beschäftigungsmaterial.
Fütterung:
Futtermittel ohne Gentechnik
Tiergesundheitsmonitoring:
Befunddatenerfassung am Schlachthof und qualifiziertes Antibiotikamonitoring ab 2022 verpflichtend, bis dahin ein dokumentiertes Tiergesundheitsmonitoring auf dem Betrieb inkl. Antibiotikamonitoring.
Verpflichtende Programmteilnahme:
Teilnahme an einem in der Haltungsform registriertem Programm.
Haltungsform 2: Stallhaltung+
Platz:
Mindestfläche 0,825 m² /Tier (mind. 10 % mehr Platz)
Haltung:
Stallhaltung
Beschäftigung:
Zusätzliches organisches Beschäftigungsmaterial aus natürlichen Materialien wie z.B. Holz, Sisal oder Naturkautschuk
Fütterung:
QS-zugelassene bzw. QS-anerkannte Futtermittel
Tiergesundheitsmonitoring:
1. Befunddatenerfassung am Schlachthof (Eingabe in QS-Datenbank)
2. qualifiziertes Antibiotikamonitoring
Verpflichtende Programmteilnahme:
Initiative Tierwohl oder als vergleichbar anerkannt
Hinweis:
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Haltungsform 2 nur wenig von der Haltungsform 1. Sie bietet jedoch trotzdem einen erheblichen Mehrwert für die Schweine in der Stallhaltung+. Die Haltungsform betreffenden Kriterien müssen auch kontrolliert werden, denn leider halten sich nicht alle Landwirte freiwillig daran. Diese Kontrollen führt die Initiative Tierwohl zweimal jährlich durch und spricht bei Nichteinhaltung Sanktionen aus.
Eigentlich sollte man davon ausgehen dürfen, dass das Veterinäramt für die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben sorgt. Dieses führt seine Kontrollen jedoch pro Betrieb im Schnitt nur alle 14 Jahre durch. Die vom QS-Prüfsystem durchgeführten Kontrollen finden zwar alle 2-3 Jahre statt, diese haben aber eher die Qualitätssicherung als das Tierwohl im Fokus (Dr. Klein, 2020).
Haltungsform 1: Stallhaltung
Platz:
Mindestfläche 0,75 m² /Tier (gesetzlicher Standard)
Haltung:
Stallhaltung
Beschäftigung:
Veränderbares Beschäftigungsmaterial, mind. bewegliche Kette kombiniert z.B. mit Holzstück
Fütterung:
QS-zugelassene bzw. QS-anerkannte Futtermittel
Tiergesundheitsmonitoring:
1. Befunddatenerfassung am Schlachthof (Eingabe in QS-Datenbank)
2. qualifiziertes Antibiotikamonitoring
Verpflichtende Programmteilnahme:
QS oder als vergleichbar anerkannt
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